Teilprojekt 4

Predatory Publishing
Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation, im Besonderen durch Open Access, und bestehende Probleme im Feld des wissenschaftlichen Publizierens haben es „Predatory Publishern“ ein reiches Geschäftsfeld eröffnet. Grundsätzlich handelt es sich bei Predatory Praktiken um betrügerische Geschäftsmodelle. Die Zeitschriften gehen mittlerweile in die Tausende. Die Praktiken der Verlage sind vielfältig wie auch die Gründe von Wissenschaftlerinnen bei ihnen zu veröffentlichen. Das Problem ist nicht nur, dass ein betrügerisches System an sich (mit teils öffentlichen Mitteln) unterstützt wird, sondern es sind vor allem die gravierenden Auswirkungen auf Forscherinnen, Institutionen, Wissenschaft sowie Gesellschaft die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema sowie die Entwicklung von Praktiken und einem vielfältigen Informationsangebot nötig macht. Diesen Aufgaben widmet sich das Teilprojekt 4 Predatory Publishing.
Aufgaben & Ziele
Was ist Predatory Publishing – Thema und Kontext
Predatory Publishing bezeichnet unethische Geschäftsmodelle im Verlagswesen, vor allem im Open Access Bereich. Es ist Teil einer Reihe von Phänomenen wie Predatory Conferences, Fake Metrics, oder Fake Universities, deren vorrangiges Ziel die Gewinnmaximierung ist. Obwohl hierfür keine einheitliche Definition existiert und sich die Praktiken stetig ändern, eint die Phänomene, dass sie allesamt das Vertrauen in die Wissenschaft untergraben:
- Relevante wissenschaftliche Erkenntnisse gehen in Predatory Journals verloren bzw. falsche, irrelevante Ergebnisse werden verbreitet;
- Publikationen in Predatory Journals können dem guten Ruf der Wissenschaftler*innen und ihrer Karrieren schaden;
- Für die wissenschaftliche Kommunikation selbst bedeutet es, dass die Forschenden mit noch mehr Literatur überschwemmt werden;
Predatory Publishing betrifft alle Stakeholder der wissenschaftlichen Kommunikation und die Gesellschaft als Ganzes. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Ansätzen wie der Evaluation von Zeitschriften, der Informationsvermittlung und dem Aufbau einer Community of Practice.
Fokus 1: Evaluation von Zeitschriften
An Universitäten, vor allem in ihren Bibliotheken und Forschungsservices, werden kontinuierlich Zeitschriften hinsichtlich ihrer redaktionellen Qualität überprüft. Zwar gibt es bereits zahlreiche Checklisten, um Predatory Journals zu erkennen, doch bilden diese nicht das breite Spektrum zwischen betrügerischen Praktiken und unzureichender Qualität ab. Um diese Lücke zu schließen liegt ein Fokus des Teilprojekts auf der Entwicklung eines differenzierten Kriterienkatalogs. Auf Grundlage der „Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing” des “Committee on Publication Ethics” (COPE) wird eine “Positivliste” erarbeitet, die die Qualität wissenschaftlicher Fachzeitschriften anhand von Kategorien wie Editorial Board, Peer Review, Metriken etc. prüft.
Fokus 2: Informations- und Wissensvermittlung
In diesem Zusammenhang wird auch an unterschiedlichen Informations- und Schulungsangeboten für die verschiedenen Zielgruppen gearbeitet: Studierende, Forschende, Lehrende, Bibliothekspersonal, Forschungsservices und weitere universitäre Stakeholder. Dabei soll vermittelt werden, wie Predatory Practices erkannt werden und welche Rahmenbedingungen diese begünstigen, wie z.B. die Veränderungen im wissenschaftlichen Publikationsmarkt.
Fokus 3: Aufbau einer Community of Practice
Damit der Wissensaustausch auch nach Projektende weitergeht, wird bereits jetzt am Aufbau eines österreichweiten Expert*innen-Netzwerkes gearbeitet. Ziel ist es Good Practices zu prägen und das erarbeitete Wissen nachhaltig zu vermitteln. Hierfür ist es notwendig Infrastrukturen zu schaffen, Projektmitglieder mitzunehmen und neue Expert*innen zu gewinnen.
Blog
Scholarly Communications in Transition
Predatory and Other Phenomena in Academia
Neuester Blogbeitrag
Weiterführende Informationen
- The Interacademy Partnership (IAP), Combatting Predatory Academic Journals and Conferences (s. https://www.interacademies.org/sites/default/files/2022-03/1.%20Full%20report%20-%20English%20FINAL.pdf)
- Committee on Publication Ethics” (COPE), Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing (DOI: https://doi.org/10.24318/cope.2019.1.12)
- Blog: Scholarly Communications in Transition (https://in-transition.at/)